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“The Bridge to your heart” – Das Interview

Kürzlich fand ein neues Shirt den Weg in den VfL-Fanshop. An sich nichts besonderes und sicher keine Meldung wert. Aber dieses Mal war etwas anders… „The Bridge to your Heart“ ist der erste Fanartikel des VfL, der in enger Kooperation mit Fans, genauer gesagt der Brigade Nord entstanden ist. Wie es dazu kam, erzählte uns kürzlich Nico von der BN.

FA: Nico, wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Wann haben die Planungen begonnen?

Nico: Ich hol mal kurz aus. Es geht häufig darum, ob sich Leute auf beiden Seiten finden, die sich persönlich oder deren Arbeit und Stil schätzen und respektieren. Die BN1516 hat mit ihrem nun 13-jährigen Fanzine „Monkey Business“, dem Triptychon hinterm Felsen, den bunten Treppenstufen, ihren DIY-Patches, Shirts, Stickern rund um den VfL und dem kleinen schwarzen Banner am Zaun eine gewisse Sichtbarkeit und Standing. Die scheint nun hier und da im Verein anerkannt und aktiv gewollt zu sein. René Kemna (VfL-Social Media-Mensch) zeigte im Laufe der Zeit Interesse an unseren Slogans und Motiven. Die Frage stellte sich: Wie kriegen wir den Style in den Verein. Fanbeauftragter Werner Nordlohne machte, so bilde ich mir ein, ebenfalls ein wenig Werbung an der Scharnhorststraße für eine potenzielle, partizipative Gestaltung. Ein T-Shirt schien uns als Einstieg optimal. In all den Jahren klagten viele VfL-Fans in meinem Umkreis, dass der Fanshop nur lahmen 08/15-Merch im verstaubten Regal besaß, den sie nicht tragen würden. Zu austauschbar, kein Wiedererkennungswert, versprühte null sexyness, nothing special.
Im August 2020 trafen sich zum ersten Mal der damalige, neue Merchchef Christian Rumenic, der relativ frisch aus Bielefeld rübergemacht hatte, René Kemna, Werner Nordlohne, Jörn und meine Wenigkeit von der BN1516 in den Räumen der Süd zum Kennenlernen. Ich muss sagen: Wir haben den VfL mit unserem Output etwas überrannt. Der Quell an Ideen und Umsetzungen ist groß. Der VfL hielt sich anfangs zurück und ließ uns erstmal machen. Das fühlte sich gut an.

FA: Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der VfL Osnabrück KGaA? Gab es Bremser oder Unterstützer?

Nico: Nein, es gab keinen Bremser in Person. Das möchte ich ganz deutlich betonen. Eher im Gegenteil. Welling war ja noch gar nicht im Verein, von Onkel Jürgen hatte ich gefühlt Monate nix gehört. Eigentlich hieß es immer nur: Los, macht mal! Und das ist auch gut so. Da kann ich gleich nochmal näher drauf eingehen. Dass die Zusammenarbeit anfangs primär ums gegenseitige Vertrauen und Verstehen ging, dürfte keine Überraschung sein. Mit Kooperationen hatten sich viele aktive Vorgänger*innen mit dem Verein die Zähne ausgebissen. Da gibt es bekanntlich eine Menge verbrannter Asche. Also Vorsicht geboten und mit allem gerechnet. Aber das wollen wir ändern und einen Neustart wagen. Neue Leute, neues Glück und Chancen.

FA: Wurden euch Vorgaben gemacht oder/und hattet ihr selber Mindestanforderungen?

Nico: Kurze Antwort? Absolut nein. Es war genau anders herum. Jörn und ich haben die Vorgaben gemacht! Es war wirklich so. Es sollten so wenig Kompromisse wie möglich gemacht werden müssen. Wir hätten sonst mittelfristig den Stecker gezogen. Wir sind auf die Arbeit mit dem Verein ja nicht angewiesen. Wir wissen, was wir können: Kurze Wege, keine Strukturen, horizontale Ebenen, alles schon x-fach gemacht. Zack, bums, peng: Die BN hat schon wieder ein neues Shirt in einer 15er Auflage rausgehauen. Wenn wir hier von Vorgaben sprechen, sind das laufende Verträge oder bisherige Strukturen und Arbeitsabläufe im Verein, die uns hier und da haben Zweifeln lassen. Es ging lediglich nur um ein Shirt, verbunden mit wahnsinnig viel Aufwand.
Wichtig für uns war: Das Textil darf keine 30 Euro kosten. Eine 3 vorne, für ein T-Shirt, das ist eine emotionale Barriere. Die 3 darf nicht stehen (mein Wunsch war 25 Euro Verkaufspreis). Der Stoff musste ein Bio- oder Fairtrade-Stoff sein. Ich hatte in der Vergangenheit gute Erfahrung mit der Marke Earth Positiv gemacht. Weicher Stoff, Preise okay, Biobaumwolle als nachhaltiges Zeichen nach außen. Kann ja auch Strahlkraft für den VfL sein. Wichtig war uns ganz like BN-Style, dass eine Siebdrucktechnik verwendet wird. Kein Digital- oder Flexdruck – das haben einige Klamotten beim VfL und L&T. Dislike. Aber eben unser persönlicher Gusto. In Anlehnung an die interne Fan-Kollektion „3 Farben auf Deinem Shirt“, wollten wir als Grundfarben lila, weiß und schwarz haben. Diesen Kompromiss mussten wir leider eingehen. Nur zwei Farben waren möglich. Wieso, weshalb, warum darf man mich persönlich beim Tresenbier fragen. Die Transparenz der Kostenzusammenstellung war uns ebenfalls wichtig. Also wie setzt sich der Preis zusammen. Last but not least der eigentliche Grund für das Shirt: Es musste eine Story, eine Aktion dahinter geben, die das Shirt mit Leben füllt. Schnell sind wir auf eine Spende innerhalb des Verkaufspreises von 5 Euro gekommen. Wir hatten eine Handvoll NGOs und unterstützenswerter Kulturschaffende, die wir gerne supporten würden, auf dem Zettel. Es ist dann die Seebrücke geworden, die sich für eine solidarische und menschenrechtsbasierte Migrationspolitik einsetzt. Bremer Brücke meets Seebrücke. Kleines Wortspiel? Dazu ein gebastelter Sticker mit einem Herzen und Rettungsring. Das schien uns passend zum Slogan: Bridge to the heart.

FA: Mit welchen Erwartungen bist Du in das Projekt gegangen und wie würdest Du es rückblickend einschätzen?

Nico: Erwartungen? Geilen Scheiß machen, den wir immer machen. Nur diesmal mit dem neuen VfL. Ich will den neuen handelten Akteuren ja eine Chance geben. Akteure, die dich machen lassen. Das ist geil und sollte Ansporn für viele weitere Willige rund um die Bremer Brücke sein. An den VfL herantreten, hartnäckig sein und sich nicht verkaufen und verbiegen. Partizipieren. Der Verein hat mehr Vielfalt verdient. Kreativität der Leute ist da. Man muss sie nur machen lassen. Das war bis vor kurzen unmöglich, auf Augenhöhe, ernsthaft und langfristig mit dem VfL etwas auf die Beine zu stellen. Der Verein sollte seinen Fans weiter mit einbeziehen, diesen mal etwas zutrauen und den Closed Shop öffnen.
Der Aufwand hat sich final gelohnt. Nach dem ersten abgeschlossenen Projekt kennt man sich nun besser. Persönlich wie auf der Arbeitsebene. Es ist klar, dass der VfL völlig anders arbeitet als ich, als wir. Wir kommen aus ganz anderen Bereichen. Machen das ehrenamtlich. Haben Ideen und bringen uns viel selbst bei oder schauen weit über den Tellerrand und lassen uns inspirieren. Teils totales Chaos. Da prallten manchmal Welten aufeinander. Ich sag mal so: Ich hab viel gelernt. Der VfL aber auch! ;) Ich verstehe den Verein, seine Abläufe nun besser. Hilft für die Zukunft. Warum gewisse Dinge so oder so nicht laufen können, obwohl selbst mein gegenüber es eventuell auch gern anders hätte – ich sag nur: Alte Strukturen, seltsame Verträge, …we’ll see.

FA: Kannst Du den Zeitaufwand seitens der Brigadisti ungefähr abschätzen? Partizipiert ihr am Gewinn?

Nico: Puh, boah, ne! Da fang ich an zu weinen. Das ist nicht zu errechnen. Seit August 2020, mit einer fast dreimonatigen Winterpause, waren wir teils täglich mit dem „Bridge to your heart“-Shirt beschäftigt. Orga, ViKos, E-Mails. Alles nach Feierabend und am Wochenende separat zur Lohnarbeit. Nebenbei laufen bei uns ja weitere Sideprojects, wie eben unser Monkey Business Fanzine, eigene (Löwenpudel) T-Shirts in Kleinauflagen fabrizieren, Aufnäher sticken lassen. Dazu die Versandorga. Für mich war der Zeitaufwand mit dem „Bridge to your heart“-Shirt too much. Ist Passion das richtige Wort? Kein Plan. Die Tür war nunmal auf. Wir mussten eigene Persönlichkeiten zurückschieben. Nämlich: Für etwas schönes, größeres. Was wichtiger war, als sich gestresst zu zeigen und beim Feierabendbier die nächste ViKo mit Rumenic machen zu müssen. Ich bin nicht der Plenumtyp. Besprechen, probieren, machen, bums. Wenig Theorie, mehr Praxis. Das Resultat bestätigt mich, an unserer Linie festzuhalten, keine/kaum Kompromisse eingehen zu müssen. Unsere Medientexte wurden von Kemna 1 zu 1 umgesetzt und online gestellt. Und selbstverständlich haben wir keinen Cent verdient und den Verein ärmer gemacht. Wir wollen uns hier ja nicht in eine Abhängigkeit begeben, wa?!

FA: Da stellt sich die Frage: Warum macht man das?

Nico: Erinnerst du dich an das gemeinsame Shirt zwischen BN und FA? Der Slogan war: Making this Club a happy place again, glaube 2014. Ich hab Bock auf einen sexy Verein. Ich hab Bock auf Merch, der nicht immer gleich ist. Es sollen auch andere Menschen mit dem Stil und der Message angesprochen werden. Ich mach doch eh immer irgendwelches Zeugs. Diesmal nun mit dem VfL.

FA: Zum Abschluss: Was kann man demnächst noch alles von der BN1516 im Fanshop erwarten?

Nico: Eine baldige Zusammenarbeit zwischen Jörn und mir oder anderen aus dem BN-Umfeld ist mit dem Verein ad hoc nicht geplant. Erstmal kurze Verschnaufpause. Wir haben aber zig Ideen in der Schublade, don’t panic. Ist der VfL bereit für ganz anderen Scheiß, rund um Merch und Subkultur? Es wird was kommen. Was und wann, we’ll see. Mit der Unterstützung des VfL wird allerdings der Löwenpudel vorangetrieben. Es entsteht derzeit ein Pokal in Löwenpudelform, so wie er auf dem Sockel vor dem Osnabrücker Dom thront. Ein bunt zusammengesetztes Kuratorium wird als Jury jährlich den „Löwenpudel of the year“ an eine sich verdienende Persönlichkeit des VfL verleihen. Das muss zwangsläufig kein Spieler sein. Langfristig ist eine Veranstaltungsreihe mit dem Löwenpudel als roten Faden geplant. Wie gesagt: Läuft separat zum VfL und ist ein eigenständiges Ding.

FA: Danke für das Interview.

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