Mein Spielbericht: VfL Osnabrück – FC St. Pauli 1:2 [ms]
|Es ist Sonntag, ein Blick aus den verschlafenen Augen zeigt mir die Uhrzeit. Halb 11. Normalerweise die passende Zeit aufzustehen, sich einen Kaffee zu machen und die ersten medialen Aufputscher aus den lila-weißen Kanälen einzuwerfen. Denn gleich spielen unsere Jungs gegen die Kiezkicker aus Hamburg. Nach dem 1 zu 1 gegen den Club habe ich mich richtig auf dieses Spiel gefreut. Aber irgendwie kriege ich den Dreh heute nicht. Also nochmal die Augenlider in die bequeme Stellung bringen.
Kaffee wäre aber auch eine gute Idee, denke ich so in der inneren Dämmerung. Also doch aufstehen.
Ein kleiner Umweg über das Bad, an der Kaffeemaschine vorbei zum Laptop. Und wie fast jeden Morgen geht der erste Blick in den TP. Mal schauen, was denn so für eine Stimmung herrscht. Erste Auffälligkeit ist ein User namens „Zwölfter Mann“, der offensichtlich zur kritischen Truppe gehört und offenbar ein Problem mit der Umschalttaste hat. Und mit Schmedes. Egal, weiterscrollen. Ich überfliege die Beiträge. Zweite Auffälligkeit: „Allwetterfan“. Der Kommentar beginnt mit „Meine Fresse“. Meine Aufmerksamkeit hat er. Kontra gegen „Zwölfter Mann“. Und was ist mit Fußball?
Da fällt mir doch glatt ein, dass ich noch kein passendes Shirt anhabe. Ich bin zwar nicht abergläubisch, schaden kann es aber nicht. Und manchmal bin ich vielleicht doch abergläubisch. Ziehe das gleiche Shirt vom letzten Sonntag an. 3 Rauten. Jetzt aber Fußball.
Da ist die Aufstellung. Und irgendwie erwartet man immer wieder eine überraschende Aufstellung mit einer noch nicht sofort als erfolgsversprechend erkennbaren Strategie. Als hätte unser Trainer in der letzten Nacht von der Champions League geträumt. Eins ist klar, ich erkenne die Strategie nicht. Freue mich dennoch auf das Spiel.
Kurz was gegessen. Anpfiff. Ich habe mich heute wieder für den Laptop entschieden. Nach wenigen Minuten setze in mir schon eine erste Befürchtung ein. Richtig packt mich das Spiel nicht. Und schon ist Halbzeit. Das passt zu meinem Zeitgefühl für dieses Spiel.
Schweife wieder ein wenig über den TP hinweg. Keine unterhaltsamen Auffälligkeiten. Zweite Halbzeit. Jetzt kommt das Blut richtig in Wallung. Elfmeter? Ist doch ein Witz. Und der wird nicht lustiger, je häufiger man sich die Zeitlupen anschaut. Schnell mal rüber in den TP geschaut. Ein User, dessen Namen klingt wie ein Medikament, bewegt sich im juristischen Graubereich. Egal. Wo kriege ich jetzt wieder Lust her auf Fußball? Wechsel im Dreierpack. Heidi und Santos. Jetzt geht’s los? Denkste. 2:0. Schiebe das Fenster mit dem Stream in die untere Ecke.
Ich denke so darüber nach, was ich wohl noch mit dem restlichen Sonntag anstelle. Das 3:0 nehme ich nur so halbwegs wahr. Die Annullierung nicht. Was stark zur Verwunderung beigetragen hat, als es plötzlich 1:2 stand. Jetzt geht’s los? Sieht schon besser aus. Aber warum erst jetzt? Vollbild. Das Zeitgefühl funktioniert auf einmal wieder normal. Und man ist wieder in Rekordnähe im Luftanhalten. Der Schiedsrichter sorgt dafür, dass man ausatmen kann. Ein lauter Schrei in der Nachspielzeit wäre mir lieber gewesen. Nun denn.
Und dann kommen sie wieder. Die Gedanken darüber, dass man blöd vor dem Laptop sitzt, seinen Lieblingsverein schaut, statt mit Kumpels an der Bude zu stehen oder in der Kurve. Es steckt in einem drin und kann momentan nicht raus. Aber auch beim nächsten Spiel werde ich wieder dabei sein. Ziehe mir aber mal ein anderes Shirt an. Bin ja nicht abergläubisch.