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Wie man einen demokratischen Traditionsverein ruiniert

Die NOZ vom 14.01.18 berichtet von einem Vortrag von Martin Kind bei den CDU Mittelständlern in Osnabrück. Der Präsident von Hannover 96 wurde laut diesem Artikel in unserer Stadt seitens der CDU als eine Art Fußball- und Wirtschaftsexperte hofiert, der interessierten Kommunalpolitikern kurzerhand erklären könne „wie man einen maroden Fußballklub saniert“.
 

Artikel aus der NOZ vom 14.01.2018

Es sind die immer gleichen Parolen von Menschen wie Martin Kind, Dietmar Hopp oder Hassan Ismaik. Sie zeichnen ein Bild von angeblich maroden, unwirtschaftlichen Vereinen, die durch die oftmals nur scheinbar hohe wirtschaftliche Kompetenz der Investoren wieder in alter Blüte neu erstrahlen sollen, wahlweise in den Europapokal (Hannover 96) oder in die Zweite Bundesliga (VfL Osnabrück) gehörten und sie bedienen damit die unerfüllten Wünsche der Anhänger dieser Vereine nach alter Größe und den goldenen Zeiten der vergangenen Jahrzehnte.
 
Was sie verschweigen ist, dass die demokratische Mitbestimmung der Vereine und ihrer Mitglieder geopfert werden soll zugunsten des Einflusses der Kapitalgeber.
Die fast an allen Standorten im Profifußball mittlerweile umgesetzten Ausgliederungen der Profiabteilungen in Kapitalgesellschaften waren – wie befürchtet – erst der Anfang dieser Entwicklung. Der nächste Schritt, forciert durch Personen wie Martin Kind, wird der Fall der 50+1 Regelung sein und die Argumentation in den jeweiligen Vereinen, dass man diesen Vorgehensweisen an anderen Standorten folgen müsse, um wettbewerbsfähig zu sein, um mithalten zu können.
 
Im Ergebnis wird weder Hannover 96 damit große Erfolge im Europapokal erzielen, noch wird unser VfL durch derartige Schritte zurück in die Zweite Bundesliga gelangen. Der Fußball wird lediglich weiter ausverkauft und zu einem durch Investoren bestimmten und kontrollierten Produkt reduziert.
 
Bezeichnend im genannten Artikel ist, dass die Proteste gegen Martin Kind am vergangenen Spieltag, u.a. eine Demonstration mit über 1000 Hannover 96 Anhängern und Plakaten wie „Kind muss weg“, überhaupt nicht erwähnt werden. Dass die Unregelmäßigkeiten und die darauffolgenden Klagen mehrerer Mitglieder gegen die letztjährige Jahreshauptversammlung und die entsprechenden Übernahmebeschlüsse durch Martin Kind für den Autor des Artikels nicht die Frage aufwerfen, inwieweit es sich hier tatsächlich um einen seriösen vorzeigbaren Mittelständler mit „persönlicher Verantwortung“ handelt, oder aber um einen Vereinspräsidenten, der sein Amt vorsätzlich ausnutzt um sich und anderen Investoren den Weg zu Macht und Einfluss zu bereiten.
 
An allen traditionellen Fußballstandorten in den Profiligen finden diese Entwicklungen in mehr oder minder starken Ausmaß statt. Beispiele aus anderen europäischen Ländern und Ligen zeigen jedoch, dass wir keineswegs eine Sanierung oder wirtschaftliche Gesundung unserer Vereine zu erwarten haben, sondern eher das genaue Gegenteil.
Aber so weit brauchen wir gar nicht zu blicken, auch beim VfL in Osnabrück ist die Bilanz nach 5 Jahren Kapitalgesellschaft im Vergleich zu den seinerzeit bei der Ausgliederungs-JHV versprochenen verbalen Traumschlössern weitgehend vernichtend.
Auf schlaue Tipps von zweifelhaften Persönlichkeiten der Couleur Martin Kind kann unser Verein jedenfalls getrost verzichten.
 
Die Fanszene in Osnabrück wird sich auch in Zukunft mit aller Macht für den Erhalt der 50+1 Regelung, aber auch für den Erhalt des Einflusses der Vereine und ihrer Mitglieder auf den Profifußball insgesamt einsetzen. Unsere Solidarität gilt in dieser Sache insbesondere auch der Fanszene von Hannover 96.
 
Und wenn die Osnabrücker CDU das „D“ in ihrem Namen ernst nimmt, so sollte sie künftig vielleicht auch einmal Gastredner einladen, die die Demokratie in den von ihnen geführten Vereinen nicht mit Füßen treten, sondern sich stattdessen für den Erhalt demokratischer Strukturen im Sport und insbesondere im Fußball aktiv engagieren.
 
Wir können diesbezüglich gerne vermitteln!
 
Die Fanabteilung des Verein für Leibesübungen von 1899 e.V. Osnabrück
 
 
NOZ-Artikel “CDU-Mittelständler hören auf Kind” online lesen (evtl. kostenpflichtig)

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