Fankultur gibt es nicht in Konserven
|Anfang März konnten wir das vorerst letzte Mal gemeinsam an der Bremer Brücke sein, seitdem haben sich die Lebensumstände in einem kaum vorstellbaren Maße geändert.
Die Clubs haben sich recht schnell zu Wort gemeldet und erkennen lassen, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Spielbetrieb zunächst nur die Symptome einer langfristigen eklatanten Fehlentwicklung aufzeigen. Als Teil der Interessengemeinschaft „Unsere Kurve“ verweisen wir weiterführend auf folgende Stellungnahme: „Wir wollen die Krankheit bekämpfen, nicht die Symptome. Für einen gesunden Fußball!“
Die Politik hat grünes Licht gegeben, Geisterspiele sind nun offizielle Beschlusslage. Für uns als Fanabteilung ist die Beteiligung von Fans im Rahmen einer kreativen, friedlichen und selbstbestimmten Fankultur untrennbar mit Spielen unseres Vereins verknüpft. Aufgrund der Corona-Pandemie ist uns diese Möglichkeit leider genommen. Im Gegensatz zu den absurden Einschätzungen mehrerer Innenminister sehen wir Fans nicht als Sicherheitsrisiko an, wir vertrauen auf die Vernunft der Fans, das Umfeld der Stadien an Spieltagen zu meiden und die Maßnahme zur sozialen Distanzierung umzusetzen.
Wir stellen an die Vereine und die DFL insgesamt die Forderung, auf eine „Simulation“ von Fankultur mit Hilfe von per Band eingespielten Fangesängen und auf Pappaufsteller oder ähnliches ebenso zu verzichten wie auf die Nutzung der leeren Tribünen als zusätzliche Fläche für Werbemaßnahmen.
Wenn laut Medienberichten ein Drittel der in der DFL organisierten Vereine ohne die Fortführung der Saison mit Geisterspielen akut von der Insolvenz bedroht ist, zeigt dies, wie unzureichend die Lizenzbedingungen der DFL sind, die keinerlei Nachhaltigkeit fordern und nur auf kurzfristige Liquidität schielen.
Jetzt ist der Zeitpunkt, um eine grundlegende Reformierung des Profifußballs in Deutschland anzustoßen und finanziell nachhaltiges Wirtschaften als Bedingung im Lizenzierungsverfahren zu verankern. Die Krise bietet dem Profifußball die vielleicht letzte Chance, sich zu berappeln und neu aufzustellen.