Stellungnahme der Fanabteilung des VfL Osnabrück von 1899 e.V. zum Abbruch des Pokalspiels gegen Leipzig.
|Am gestrigen Mittwochabend kam es auf Einladung der organisierten Fangruppierungen zu einem Austausch zwischen Verantwortlichen des VfL Osnabrück und Vertretern der Fangruppierungen über den Spielabbruch des Pokalspiels gegen Leipzig, seine Konsequenzen und die Kommunikation in dieser Sache.
Die Fanabteilung hat sich an die seit den Reaktionen auf den Schneeballwurf von der Südtribüne im Spiel gegen den Karlsruher SC bestehende Vereinbarung mit der Geschäftsführung des VfL gehalten, öffentliche Stellungnahmen zu derartigen Belangen erst dann abzugeben, wenn ein Dialog zwischen Verantwortlichen des VfL und Vertretern der Fangruppierungen stattgefunden hat.
Gleichwohl ist dem VfL selbstverständlich bereits in der Einladung zum gestrigen Austausch vom 12.08.2015 das Bedauern über den Vorfall und seine Auswirkungen sowie eine deutliche Distanzierung der Fangruppierungen zur Tat ausgesprochen worden.
Aus Sicht der Fanabteilung ist der Wurf des Feuerzeuges, welches Schiedsrichter Martin Petersen am Kopf traf und zum Abbruch des bis zu diesem Zeitpunkt stimmungsvollen und friedlichen Pokalspiels gegen Leipzig führte, durch nichts zu entschuldigen.
Dieser Wurf hat den VfL Osnabrück, seine Mannschaft und seine Fans um den Lohn für einen bis dahin großartigen Pokalfight gebracht. Er hat uns allen den Traum vom Einzug in die zweite Pokalrunde genommen, er hat uns allen einen immer seltener vorkommenden Sieg von Tradition gegen Kommerz genommen. Er hat dem VfL durch die daraus resultierende bundesweite – nicht immer differenzierte – mediale Berichterstattung großen Schaden zugefügt. Der Schaden, der in der Folge durch die Strafe des DFB entsteht, ist noch nicht abzusehen. In jedem Fall birgt er große Gefahr für den gesamten Verein und seine Fans.
Das ist das bittere Resultat dieses Pokalabends und wir bedauern dies ausdrücklich.
Die Fanabteilung des VfL Osnabrück bittet den Schiedsrichter Martin Petersen um Verzeihung für den ihm durch diesen Wurf entstandenen gesundheitlichen Schaden und wünscht ihm auf diesem Wege nochmals eine schnelle Genesung.
Die Bremer Brücke ist unser Wohnzimmer. Sie ist ein emotionaler Ort. Sie ist ein lautstarker Ort. Sie gewinnt Fußballspiele. In spannenden Pokalspielen wächst sie gar über sich hinaus. Sie ist die Seele des VfL.
Wir Fans haben dafür Sorge zu tragen, dass wir diese Seele sorgsam behandeln, sie pflegen und in Ehren halten. Wir Fans müssen diese Seele verteidigen. Gegen Einflüsse, die ihr schaden, die sie verletzen. Gegen Einflüsse, die unser aller Wohl gefährden.
Dies geschieht bereits seit vielen Jahren. So waren es die organisierten Fangruppen, die dafür gesorgt haben, dass rechtsradikalen Tendenzen keine Chance gegeben wird, an der Bremer Brücke Nährboden für Ihre Belange zu finden. Diese Wachsamkeit haben wir alle uns bis heute erhalten. Die organisierten Fangruppen haben an der Bremer Brücke ein Klima geschaffen, das Menschen jeder Herkunft in ihren Reihen willkommen heißt. Aufklärungsarbeit durch diverse Veranstaltungen der organisierten Fangruppierungen in den vergangenen Jahren untermauern diese Haltung und werden dies auch zukünftig tun.
Jedoch stellen auch Würfe von Gegenständen in den Stadion-Innenraum einen Schaden, eine solche Verletzung dar. Sie sind Ausdruck dummen und unreflektierten Handelns, sie überschreiten eine rote Linie, die bei aller gewollten und auch nützlichen Emotionalität, die wir in Osnabrück so sehr lieben, nicht überschritten werden darf. Wir dulden sie nicht.
Es bedarf keiner Aufforderungen an die Fanabteilung, sich kritisch und selbstkritisch mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Dieser Prozess hat bereits am Pokalabend begonnen, er dauert an und wird uns auch noch weiter beschäftigen, so zum Beispiel beim anstehenden Fanabteilungstreffen, bei dem Zuschauer der Ostkurve, Nordtribüne, Haupttribüne, Westkurve und des VIP-Bereiches zusammenkommen und die gemeinsame Reflexion fortsetzen, anstatt vorschnell Effekthascherei zu betreiben.
Wir wissen, dass solche Vorkommnisse in einem Fußballstadion nie zu 100% auszuschließen sind. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass wir uns dafür einsetzen wollen, dass sich die Wahrscheinlichkeit solcher Vorkommnisse so weit wie möglich reduziert.
Selbstverständlich greifen Maßnahmen wie der Selbstreflektierungsprozess unter den Fans, Forderungen nach Stadionverboten und verstärkten Sicherheitsmaßnahmen zu kurz.
Denn auch der VfL ist in der Pflicht, seine eigene Fanarbeit, ausgerichtet an der „Empfehlung für die Betreuung von Fußballfans“ des DFB, wieder zu professionalisieren. Hierzu erwarten wir die Wiederaufnahme der zuletzt im Dezember 2014 zu diesem Thema geführten Gespräche durch die Geschäftsführung.
Professionelle Fanarbeit durch einen Fanbeauftragten, der diese Funktion hauptamtlich in vollem Umfang, mit Unterstützung durch den Verein und seine Fans, ausgestattet mit ergebnisfördernden Arbeitsbedingungen, ausführen kann, wird möglicherweise im Einzelfall nicht ein derartiges Vorkommnis vermeiden können. Sie trägt jedoch maßgeblich zu einer Sensibilisierung der eigenen Fans bei und kann präventiv, gemeinsam mit den organisierten Fangruppen und dem Fanprojekt derart wirken, dass eine Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines solches Vorkommnisses nachhaltig und glaubwürdig eingeleitet wird. Auch dieser konkrete Vorschlag ist beim gestrigen Treffen Geschäftsführung und Präsidium unterbreitet worden.
Wir nehmen uns selbst in die Pflicht, hieran zu arbeiten.
Ganz ausdrücklich nehmen wir jedoch auch die Geschäftsführung in die Pflicht, professionelle Fanarbeit zu gewährleisten.
Fankultur in Osnabrück ist – tribünenübergreifend – bunt, vielfältig und friedlich. Und diese Kultur lassen wir uns nicht nehmen!
Fanabteilung des VfL Osnabrück von 1899 e.V.